Medizinisches Cannabis zur Linderung von Symptomen bei Krebs

 
Cannabis wird als unterstützende Ergänzung zur Krebstherapie eingesetzt. Eine Behandlung mit THC und CBD im Rahmen der Krebsbehandlung kann dazu beitragen, die unerwünschten Begleiterscheinungen einer Chemotherapie zu verringern oder chronische Schmerzen wie Tumorbedingte Schmerzen und Neuropathien zu lindern. Zudem kann die stimmungsaufhellende und beruhigende Wirkung von THC dazu beitragen, Ängste zu mildern und zur Linderung von Depressionen beizutragen.

 

Medizinisches Cannabis als unterstützende Maßnahme bei Krebserkrankungen

Krebserkrankungen betreffen einen erheblichen Anteil der Bevölkerung, nämlich rund 40 % der Menschen im Verlauf ihres Lebens. Verschiedene Formen können dabei den menschlichen Körper betreffen. Diese Erkrankungen bringen nicht nur physische, sondern auch emotionale Herausforderungen mit sich. Männer sind häufig von Prostatakrebs betroffen, während Brust-, Darm- und Lungenkrebs sowie Hautkrebs sowohl Männer als auch Frauen treffen können. Neben Tumorschmerzen belasten auch die Folgen einer Chemotherapie die Lebensqualität der Betroffenen. Diese ist oft von beträchtlichen Nebenwirkungen begleitet, die das Wohlbefinden der Patienten erheblich beeinträchtigen können. In diesem Zusammenhang zeigen Studien, dass medizinisches Cannabis dazu in der Lage ist, diverse Begleiterscheinungen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen sowie depressive Verstimmungen und Angstzustände zu mildern.

 

Die Rolle von Cannabis in der Krebstherapie

Die Verwendung von Cannabinoiden als begleitende Therapieoption bei Tumorerkrankungen stellt eine vielversprechende Möglichkeit dar, die Lebensqualität von Krebspatienten signifikant zu verbessern. Jedoch ist es notwendig, zwischen der gezielten Symptomlinderung und den potenziell tumorhemmenden Eigenschaften von Cannabinoiden zu differenzieren.

In zahlreichen Untersuchungen wurde gezeigt, dass metabolische Lipidveränderungen maßgeblich an der Entstehung und Entwicklung von bösartigen Erkrankungen beteiligt sind und Signalkaskaden im Körper regulieren. Diese Veränderungen sind eng mit der Entstehung von Endocannabinoiden verknüpft. Eine 2014 durchgeführte Studie verdeutlichte die Rolle des Endocannabinoidsystems (ECS) in der Pathophysiologie von Melanomen. Ähnliche Ergebnisse wurden bei anderen Tumoren wie Kolorektal-, Lungen-, Brust- und Gehirntumoren erzielt. Neben Konzentrationsveränderungen der Endocannabinoide zeigte sich eine Dysregulation von Cannabinoidrezeptoren und ECS-Signalwegen in verschiedenen Tumorerkrankungen. Diese biochemischen Veränderungen beeinflussen maßgeblich Prozesse wie Autophagie, Apoptose, Entzündung, Zellwachstum, Angiogenese und Metastasierung.

In vitro-Studien zeigten, dass Cannabinoide wie CBD und CBG die Apoptose von Tumorzellen induzieren und ihr Wachstum sowie ihre Invasionsfähigkeit verlangsamen. Das ECS kann zudem die Knochenmetastasierung von Brustkrebszellen beeinträchtigen, indem es die Krebs-Knochen-Zellinteraktion hemmt und das Zellwachstum reduziert. In einer In-vivo-Studie wurde durch die Anwendung eines Cannabisextrakts eine erhöhte Apoptose und geringere Zellproliferation bei transplantierten Adenokarzinomzellen beobachtet. Ein CB1-Agonist konnte das Tumorwachstum in vitro und in vivo durch Herunterregulierung des EGFR-Proteins mindern. Trotz vielversprechender präklinischer Ergebnisse fehlt jedoch eine Bestätigung durch klinische Studien, wodurch weitere Untersuchungen zur therapeutischen Wirkung von Medizinalcannabis in der Onkologie erforderlich sind.

Medizinisches Cannabis erweist sich besonders bei Chemotherapie als nützlich, da es Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen und neuropathische Beschwerden reduzieren kann, die oft als unerwünschte Begleiterscheinungen auftreten. Im Vergleich zu herkömmlichen Pharmazeutika weist es geringere Nebenwirkungen auf, was die Verträglichkeit erhöht. Erfahrungsberichte von Ärzten, Krebspatienten und experimentelle Studien an Zellen und Tieren deuten darauf hin, dass Cannabinoide unterstützende Wirkungen aufweisen. Dennoch ist die wissenschaftliche Evidenz für ihren Einsatz begrenzt. Eine prospektive Studie aus Israel zeigte, dass die Mehrheit der Krebspatienten eine Symptomverbesserung durch Cannabiseinnahme erlebte. In Deutschland wurde Cannabis vor allem zur Schmerz- und Symptomlinderung verschrieben, wobei eine verbesserte Schmerzkontrolle und geringere Opioid-Dosen festgestellt wurden. Die Verbindung von Cannabinoiden mit konventioneller Krebstherapie führte zu einer verminderten Dosis der Chemotherapeutika und erhöhter Strahlensensitivität bei Glioblastomzellen. Dies könnte Nebenwirkungen reduzieren und die Lebensqualität verbessern. Beobachtungsstudien bestätigten die positiven Effekte von Cannabinoiden auf Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetit und Lebensqualität. Zudem wurden sensorische Veränderungen und Nahrungsgenuss bei Krebspatienten verbessert. Zusammenfassend ergibt sich aus aktuellen Erkenntnissen, dass Medizinalcannabis vielversprechende Ansätze für die Unterstützung bei Tumorerkrankungen bietet, jedoch weiterführende Forschung und klinische Studien notwendig sind, um seine Wirksamkeit vollständig zu etablieren.

In dieser Hinsicht setzen wir uns dafür ein, unsere Patienten mit einem ganzheitlichen Ansatz zu unterstützen.

 

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